4. Perfekter Vektortext
     (Pfade und Ankerpunktbearbeitung)

Um auf unser buntes Gesicht Text zu platzieren, wollen wir uns wegen der besseren Übersicht doch lieber am noch unbearbeiteten Gesicht orientieren. Vielleicht wurde es ja im unbearbeiteten Zustand separat abgespeichert (was für wichtige Zwischenschritte immer anzuraten ist). Hauptsache die Größe stimmt.

Sonst bleibt die Möglichkeit, die unbearbeiteste Ebene aus dem bunten Portrait zu kopieren und als neues Bild einzufügen.

Der Text “KLUG” soll über den Augenbrauen so eingesetzt werden, dass er dem Schwung der Brauen folgt und in der Mitte zur Nasenwurzel sich absenkt.
Dazu soll der Text als Vektortext erstellt werden, welcher an einem (Vektor-)pfad ausgerichtet ist. Das kann die Kontur einer beliebigen Vektorform sein oder auch eine Vektorlinie. Letztere im Freihandmodus zu zeichnen, würde zu unsauber werden - wir wollen aber eine schön geschwungene symmetrische Kurve (und eine solche mit dem Zeichenwerkzeug hinzukriegen, lernen wir erst in einem späteren Tutorial).
Wir werden also eine Vektorform benutzen: die Ellipse. In der Farbpalette ist als Konturfarbe Schwarz eingestellt, Füllfarbe und Texturen sind auf “Kein”. Ansonsten die nebenstehenden Einstellungen, mit denen wir eine Ellipse unterhalb der Augenbrauen aufziehen.

Das Vektor-Auswahl-Werkzeug wird aktiviert, die Ellipse angeklickt, und es erscheint der sog. Deformationsrahmen mit den Ziehpunkten, über die sich die Ellipsenform verändern lässt. Ziehversuche mit gedrückter Umschalttaste (linke Abb.) bzw. gedrückter STRG-Taste (Abb. rechts) quetschen und verzerren zwar die Ellipse, aber das ist es noch nicht.
Vielversprechender ist da schon ein Blick in die Stilpalette der Vektor-Objekt Auswahl: Ein Klick auf Ankerpunktbearbeitung und die Ellipse verändert ihr Aussehen.
Wir sehen die vier “Eckpunkte”, durch die die Ellipse definiert wird, und wenn wir z. B. den oberen Anklicken erscheint durch den Punkt eine Art Richtungspfeil (aktuell zeigt er nach links bzw. im Gegenuhrzeigersinn). Der Pfeil gibt die Richtung des Pfades an, der wiederum nichts anderes als die Umrisslinie der Ellipse ist. Da ich die Ellipse von rechts nach links aufgezogen habe, zeigt auch die Pfadrichtung nach links.

Wir aktivieren das Textwerkzeug und führen den Mauscursor auf die Ellipsenlinie, der daraufhin zum Vektorpfadtextsymbol wird.

Ein Klick und das Text einfügen-Einstellfenster öffnet sich. Hier wird in einer klaren Schrift (z. B. Arial) der Text KLUG eingegeben. Ist die Vorschau aktiviert (Augensymbol) sehen wir bereits den eingefügten Text - nur leider in jeder Hinsicht verkehrt herum.
Es ist klar, dass die Pfadrichtung dabei eine Rolle spielt. Doch wie die Pfadrichtung ändern - wir bräuchten eine im Uhrzeigersinn. Natürlich könnten wir die Ellipse neu aufziehen, diesmal von links nach rechts.
Es geht einfacher...

Durch Anklicken und Gedrückthalten des oberen Ankerpunkts mit der rechten Maustaste wird das Kontextmenü für die Bearbeitung des Ankerpunkts geöffnet.
Dort wird die Option Bearbeiten/ Pfad umkehren aktiviert.

Der Richtungspfeil zeigt jetzt nach rechts, ist also im Uhrzeigersinn.
Das ist übrigens auch eine Voraussetzung für das Verständnis komplizierter Pfadanwendungen.

Und es ist klar, dass nun der Text richtig eingefügt wird.
Über Zeilenabstand wird der Abstand zur Ellipsenkontur eingestellt, über Kerning der Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben. Ein Trick, den Abstand der Buchstaben zueinander zu vergrößern, ist es, jeweils ein Leerzeichen zwischen den Buchstaben einzufügen.

Der Text passt vorerst, und wir werfen einen genaueren Blick in die Ebenenpalette.
Dort ist vor dem Vektorebensymbol von Ebene1 ein kleines (+)-Zeichen, welches wir anklicken.
Es öffnen sich zwei Unterebenen: KLUG und Ellipse. Die kleinen Vorschaubilder bestätigen dies, und wir können die beiden Vektorunterebenen auch unsichtbar schalten.

Wenn wir eine der beiden Ebene anklicken, wird sie nicht blau markiert, sondern in Fettschrift dargestellt. Als erstes klicken wir “Ellipse” an.
Wir aktivieren wieder die Vektor-Objekt Auswahl und klicken in der Stilpalette die Ankerpunktbearbeitung an. Die Ebene “KLUG” schalten wir am Brillensymbol für den nächsten Schritt unsichtbar.

Als Textausrichtung haben wir “Mittig” eingestellt. “Linksbündig” und “Rechtsbündig” wirken dementsprechend.

Probehalber ziehen wir am linken Ziehpunkt und bewegen ihn nach oben. Eine schöne Kurve entsteht. Die Bedienung der Ziehpunkte ist sehr intuitiv und mit etwas Gefühl und Experimentieren lässt sich eine saubere symmetrische Form erzeugen.

Wenn wir die Ebene KLUG wieder einschalten und begutachten, sehen wir den Text eindeutig dem Gesichtsverlauf folgen.
 

Wir klicken den Button “Text bearbeiten”, um weitere Änderungen am Text vorzunehmen.

Doch wir wollen jeden Buchstaben einzeln bearbeiten können:

Dazu klicken wir die Ebene KLUG mit der rechten Maustaste, öffnen wieder das Kontextmenü und wählen Text in Kurven umwandeln/ Einzelne Zeichen.

 

Statt der Ebene KLUG haben wir jetzt die Ebenen K, L, U und G, also für jeden Buchstaben eine eigene Vektorunterebene.

Die Ankerpunkte jedes Buchstabens können nun manipuliert werden, der Buchstabe also in jede Richtung verformt werden. Komplizierte und kleinteilige Schriften dürften allerdings ziemliche Mühe bereiten.
Deshalb lieber eine einfache und klare Blockschrift nehmen...

An den Ankerpunkten versuchen wir das K so zu verändern, dass es sich der Gesichtsoberfläche anpasst, ein wenig dem Verlauf des Brauenbogens und seinen Vertiefungen folgt.

 Über den Button “Text bearbeiten” kommen wir wieder ins Text einfügen-Fenster.
Das K bekommt jetzt eine Füllung, eine Textur -  ganz nach Belieben.
Wir arbeiten dabei im Zoom-Modus, welcher das exakte Arbeiten ungemein erleichtert.

Mit den drei weiteren Buchstaben verfahren wir genauso, und fügen noch ein “&” auf die Nase ein und den Text “BUNT” über die Unterseite/ Kinnpartie des Gesichts.

Ab und zu blenden wir das fertige bunte Portrait ein, um die Farben der einzelnen Buchstaben abzustimmen.

Die Ebene “Ellipse” wird jeweils gelöscht, wenn wir sie nicht mehr brauchen (über das Kontextmenü).

Letzte Feinheiten - 3D-Effekte und eventuell Verkleinerungen, runden die Texteinfügung ab.

Das Portrait ist jetzt extrem verfremdet und kann so bleiben, oder auch als separates Bild gespeichert und als Teil einer größeren Collage genutzt werden.

 

Im nmächsten Schritt beschäftigen wir uns mit den Feinheiten der Farbverläufe und erstellen eine Collage aus verschiedenen Formen.

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