Kunst aus kontrolliert avantgardistischer Erzeugung blendet nicht
durch gleichmäßige Schönheit, sondern überzeugt durch Qualität
und appetitliche Problemstellungen.
Lassen Sie uns nicht Qualität und Schönheit verwechseln. Zumindest
dann nicht, wenn es um Kunst und dabei vor allem um Videokunst
geht. Gerade in diesem Bereich sind nämlich noch immer Handelsklassen
in Kraft, deren Maßstäbe nicht die Qualität (skurille Ideen, essentielle
Überzeugungen, größtmögliche Unverständlichkeit etc. pp.), sondern
leichte Konsumierbarkeit und gute Verkäuflichkeit sind. Dabei
beeinträchtigen doch kleine Schönheitsfehler den Genuß in keiner
Weise!
Das beweist allein schon der Genußvergleich von im Eiltempo oberflächlich
zusammengeschnittenen abstrakten Videotapes mit kontrolliert avantgardistischer
Videokunst, deren Realitätsbezug und Glaubwürdigkeit durchschlagend
sein sollte. Ein Videotape aus kontrolliert experimentellem Anbau
schmeckt auch wirklich nach Witz und Inhalt, die Videoinstallation
nach Esprit und die Videoskulptur nach Problemen und so.
Sicherheit für einen sehr hohen Spannungsquotienten bietet wirklich
nur der kontrolliert experimentelle Anbau, in dem der Einsatz
von blödsinnig-dämlichem bildungsbürgerlichen Tiefsinn, psychoanalytischen
Wachstumsförderern und kosmischem Scheißdreck auch in kleinster
Dosierung kategorisch untersagt ist.
Durch eine ausgewogene Schnittfolge und durch eine Fülle hochwertiger
Ideen wird die Unverständlichkeit - ohne schädliche Nebenwirkungen
für das aufgrund übermäßigen Konsums deutscher Komödien entimmunisierte
geistige Auffassungsvermögen des Publikums - gefördert. Dazu kommt
eine regionale und standortgerechte Themenwahl, so daß kontrolliert
experimentelle Videotapes bereits aus sich heraus widerstandsfähiger
gegen dümmliche Angriffe schwachsinniger Kritiker sind.
Grundlage all dieser Anbaurichtlinien ist in der kontrolliert
avantgardistischen Videokunst die Überzeugung des Künstlers, daß
nur ein gesundes Querdenken und Renitenzverhalten auch experimentelle
Videokunst hervorbringt, und diese wiederum unabdingbar für eine
gesunde geistige Erbauung des geneigten Publikums ist.